Die Corona-Zeit der zweiten Welle in Deutschland, also beginnend Okt./Nov. 2020, habe ich genutzt, um einen New York Beauty Quilt umzusetzen, den ich schon lange einmal in Angriff nehmen wollte. Dabei habe ich auf ein Stickdesign von Sweet Pea, einer australischen Design- und Kreativwerkstatt, zurückgegriffen.

Die Umsetzung erfolgte mit meiner Stickmaschine, eine Janome Memory Craft 500E, die seit nunmehr 6 Jahren meine Nähstudio neben Nähmaschine und Longarm komplettiert. Von Anfang kam für mich nie in Frage eine Erweiterung der "regulären“ Nähmaschine mit einem Stickmodul vorzunehmen, sondern ich wollte immer schon eine zweite Maschine, also eine Stickmaschine als Stand-Alone-Unit dazu nehmen. Das erlaubt mir, falls ich einmal eine Reparatur oder ein Problem mit einer der Maschinen habe, die Zeit mit der anderen Maschine zu überbrücken, und außerdem vermeide ich so die häufigen Umrüstungen der Nähmaschine mit dem Stickmodul und die Unterbrechung aller übrigen Näharbeiten. Demzufolge habe ich in der Regel mindestens zwei Projekte in Arbeit, manchmal auch mehr.

 

Sweet Pea kenne ich seit etwa 4 Jahren, das Unternehmen ist bisher immer auf der Nadelwelt präsent gewesen, und ich habe schon eine ganze Reihe von Designs übernommen und mit kleineren und größeren Individualisierungen und Abänderungen umgesetzt.

 

Der Quilt, den ich hier vorstellen möchte, besteht in meiner Version aus 64 Viertelblöcken. Dabei wird Block für Block gearbeitet, also das Stickdesign auf gleichzeitig Stickvlies, Batting und Top „in einem Schritt“ aufgestickt und gequiltet. Die Applikationen, die dabei aufgebracht werden, können farblich nach eigenem Gusto sowohl im Hinblick auf Stoffwahl und auch auf Stickgarn jederzeit verändert werden.

 

Farblich habe ich dabei ausschließlich auf Scraps, also Reste, zurückgegriffen, mit Ausnahme der Hintergrund- und Rückseitenstoffe. Dazu habe ich alle Scraps farblich vorsortiert, und zwar in sechs verschiedenen Farbsystemen, also z.B. alle grünen Reste, alle roten Reste, alle blauen Reste, alle gelben, alle orangefarbenen und alle pinkfarbenen Reste. Darauf abgestimmt habe ich jeweils vier verschiedene Garnfarben aus dem gleichen Farbsystem und jeweils zwei Komplementärfarben dazu sortiert und dann immer wieder die Viertelkreis-Segmente zwar in unterschiedlicher Anordnung und Zusammensetzung, aber in immer gleichen Farbsystemen gearbeitet.

 

Hier folgt eine Reihe von Fotos aus dem Projekt, die die verschiedenen Arbeitsschritte einer dieser sechs Designvorlagen zeigt. Insgesamt variiert das Aussticken der Viertelkreise je nach Anzahl der Farbwechsel von zwischen knapp 60 und 90 Minuten. Zwischen den einzelnen Applikationsschritten und Farbwechseln muss die Arbeit jeweils mit Rahmen aus der Maschinen herausgenommen werden, um den gerade bearbeiten Applikationsstoff zurückzuschneiden und für den nächsten Arbeitsschritt vorzubereiten. Diese Arbeitszeit ist noch hinzuzurechnen. Insgesamt habe ich mit allen Restarbeiten wohl etwa 140-150 Stunden in den Quilt investiert.

Die Anordnung der Viertelkreise kann dann ebenfalls ganz beliebig erfolgen, frau/man kann halbe, viertel und ganze Kreise unterschiedlich zusammensetzen, auch Vollkreise können gelegt werden, wobei die Spannung beim Betrachten allerdings immer im „Bruch“ entsteht, also durch das Einbinden mindestens eines „verdrehten“ Elements. Die Designvorlage erlaubt die Auswahl aus sechs verschiedenen „Mustern“, und zwar in unterschiedlichen Größen.  Ich habe mich für eine

Blockgröße von 18x18cm entschieden. Dabei ist zu berücksichtigen, dass alles Designvorlagen von Sweet Pea mit Inch-Angaben ausgestattet sind und die metrischen Angaben als Ergänzung für den deutschen bzw. europäischen Markt mitgeliefert werden.

 

Nun geht es in einem letzten Schritt ans Zusammensetzten der Blöcke, hier verschiedene mögliche Varianten. Das folgende Foto zeigt nicht die Anordnungs-Variante, für die ich mich entschieden habe, sondern eine Version, die ich ursprünglich vorhatte, mir aber dann letztlich doch nicht so gut gefallen hat wie meine endgültige Version.

 

Auch übrig gebliebene Viertelkreiselemente, die am Ende aufgrund der Farbanordnung des Quilt-Layouts keine Verwendung finden, müssen nicht aussortiert werden, sondern können z.B. als Tischläufer oder als Kissen verarbeitet und noch sinnvoll genutzt werden.

 

Dann folgt das Montieren der Rückseite, diese wird nur durch „Quilting in the ditch“ mit dem Top verbunden wird. Das Binding kann nach eigener Vorliebe entweder schmaler oder breiter gestaltet werden, ich habe mich gegen einen Rahmen entschieden, damit die Beauty Blocks für sich wirken und besser in den Vordergrund treten können und damit die Wirkung durch keine anderen Elemente eingeschränkt wird.

 

Dieses Projekt hat ungeheuer Spaß gemacht, insbesondere das Jonglieren mit Farben und Reststücken, das Zusammenfügen von unterschiedlichen Mustern und Zierstichelementen in wiederrum verschiedenen Garnfarben war die reine Freude. Und daher habe ich beschlossen, dass dies nicht mein letzter New York Beauty Quilt sein wird.

Ich spiele gerade mit dem Gedanken, dieses Design evtl. als Christmas Quilt in einem reduzierten Farbspektrum, vielleicht rot-grün-weiß zu arbeiten, und bin mitten in den Vorüberlegungen…

 

 

 

Fotos: Dr.Daniela Dienst-Loth, außer: Sweet Pea Version

Publiziert in Patchwork Gilde-Zeitschrift 03/2021